
Informationsveranstaltung der Jusos zu „Nazis in Bayern“
„Das Eintreten gegen Faschismus muss eine dauerhafte Aufgabe für
jeden Demokraten sein. Wir alle sind gefordert. Und unsere Zivilcourage“,
betonte Rüdiger Löster, Projektleiter von „Endstation Rechts“ bei seinem Vortrag auf Einladungder Jungsozialisten (Jusos).
Am Freitagabend informierte er inder „Gaststätte Unterm Rain“ über
Ideologie, Politik und Struktur der bayerischen Neonaziszene und wie
gegen Rechtsextremismus Widerstand geleistet wird.
„Wir wurden durch eine Blutspurder Nazis erschüttert, die sich durch
Deutschland zieht“, konstatierte der Unterbezirksvorsitzende der
SPD, Heinz Uekermann, und wies damit auf die terroristische Mordserie
der NSU hin, die bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. Diese
zeige ganz deutlich, dass etwas gegen radikale Rechte getan werden
müsse. Im Frühjahr habe es außerdem sehr viele NPD-Mahnwachen
gegeben. „Wir versuchen dort immer, möglichst viele Leute für eine
Gegendemonstration zu mobilisieren“, erklärte Löster. Die SPD organisiert
immer wieder Gegendemonstrationen zu rechten Veranstaltungen.
Man müsse sich früh gegen Rechts engagieren und nicht die
Augen davor verschließen, so der Referent.
Gefährlich sei aber nicht nur die NPD selbst, sondern auch andere
nationalsozialistische Gruppierungen, insbesondere das Freie Netz
Süd. „Diese Gruppierung bemühe sich, zu öffentlichen Veranstaltungen
zu kommen, um dort Propaganda zu machen“, warnte Löster. „Sie
versuchen auch Vereine und Elternbeiräte zu unterwandern.“ Besonders
in der Oberpfalz und in Niederbayern geschehe das sehr massiv.
Sie träten für „nationalen Sozialismus“ ein. Ein Begriff, der dem des
Nationalsozialismus mehr als stark ähnelt. Nicht nur mit Mahnwachen versuchen Nazis, Aufmerksamkeit zu erregen. Ein wichtiges Ziel der NPD
sei auch der Erwerb von Immobilien, wie zum Beispiel die Gaststätte
Egerländer in einem kleinen Ort namens Oberprex. „Es ist gefährlich,
wenn sie sich in kleinen Orten einnisten“, mahnte Löster. Hier dauere
es viel länger, bis die Einwohner aktiv würden. „So entstehen schneller
rechtsextrem dominierte Regionen, in denen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als ‚Normalität‘ hingenommen wird.“
Dies müsse von vornherein verhindert werden. Hier seien auch die
Kommunen gefragt. Ganz entscheidend ist das gesellschaftliche Umfeld,
das mache die Nazis so bedrohlich. Eine Umfrage der Friedrich-
Ebert-Stiftung ergab unter anderem: 35,6 Prozent der Befragten finden,
dass Deutschland überfremdet sei und ganze 10,3 Prozent sagen,
der Nationalsozialismus habe auch seine guten Seiten gehabt. „Das ist
ein gefährlicher Bodensatz für solche Ideologien“, warnte Löster.
Deswegen müssen sich vor allem auch die Kommunen gegen Rechts
engagieren, denn von ihnen sei es abhängig, ob sich die NPD festsetzen
könne oder nicht. „Wir treten nicht nur gegen Nazis ein, sondern
auch für etwas: für Demokratie, für Menschenrechte“, machte er deutlich. Der gewaltfreie Widerstand gegen Rechts sei sehr wichtig. Zusammenhalten und gemeinsam aktiv gegen Rechtsextremismus werden,
laute das Motto.
(Quelle:Straubinger Tagblatt)